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mein tod

11/03/2012

Mein Tod, 2011, Acryl auf Leinwand, 140x100cm (c) Michael Hedwig

Mein Tod, 2011, Acryl auf Leinwand, 140x100cm (c) Michael Hedwig

manches mal

an häuserfronten entlangstreichend,
mit den händen an der wand.
spür ich dahinter die toten,
dicht an dicht.

dann wieder,
mein ohr an den boden gedrängt,
flüstern sie.

grab ich in die duftende erde,
den herbstlichen acker,
sonnenumglänzt,
tief hinein –
kühles an den fingerspitzen,
weht vorüber.
sorgsam.
zart.

darunter der meine.
mein tod.
mein mann, mein geliebter.
mein vater.
mein fremder.

als wär ich nicht seins,
nicht ihm geweiht.
als wär er nicht an mich gebunden, von anbeginn.
als gäbe es mich nicht,
so sehr sieht er an mir vorüber
in blaue luft,
in schwarze löcher.

des nachts nur steht er wachend an meinem bett,
wagt sich heran.
starr und still und ernst.
abgewandt aus den augenwinkeln mich betrachtend.
oder unverhohlen neugierig
(mein tod)
über mich gebeugt.
wähnt mich schlafend.

selig bin ich, glücklich.
geborgen durch seine nähe,
vertraut in seinem spiel.
wann und wo auch immer
er kommen mag schließlich:
ob leise an der hand haltend wir uns tasten werden
durch den nebel über dem fluss.
ob brüllend er mich entreißen wird
inmitten anderer sterbender
hinauf in einen rotglühenden himmel.

wo und wie auch immer.
meiner wird er sein,
mein ganz eigener tod,
meiner ganz allein.

(text: 2004)

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