Mein Teheran
27/10/2015
Zurück aus Teheran, wo ich auf Einladung des Österreichischen Kulturforums eine Woche verbringen durfte. Ein Text wird folgen, noch bin ich fast sprachlos ob der vielen, vielen Bilder, Gespräche, Gerüche, Geräusche und Begegnungen. Mein „Watschenmann“ hat mich hierher gebracht. Wer hätte das gedacht.
Vor dem „Grünen Palast“ in Teheran. Herr Abbasi arbeitet für das ÖKF, als Fahrer und Fremdenführer.
Zur Saadabad-Palastanlage gehört auch der „Grüne Palast“ (errichtet 1928). Er ist einer von 18 Palästen in einem sehr großen, wunderschönen Parkanlage im nördlichen Stadtgebiet Teherans.
Unterwegs in der Saadabad-Palastanlage.
Die Legende vom „Bogenschützen Ārash“ besagt, dass die Iraner im Krieg gegen Turan einen Pfeil abschießen sollten, um die künftige Grenze zu markieren. Der Krieger Ārasch war der Bogenschütze – sein Pfeil flog, angetrieben vom Geist Ahura Mazdas, vom Südufer des Kaspischen Meeres über 2500 km in die Steppen Zentralasiens. Warum der Pfeil so weit flog? Weil Ārasch sein Leben in ihn legte, im Wortsinn: Er spannte den Bogen, schoss – und starb.
Auf dem Borj-e Milad, dem neuen Wahrzeichen Teherans. Der Fernsehturm ist mit 435 Metern der höchste Turm des Landes und der sechsthöchste Fernsehturm der Welt.
Blick vom Borj-e Milad über die weite, weite Stadt. Da unten leben 13 Millionen Menschen.
Mehr als 250 Restaurants säumen einen Fluss, der sich in einer Art Klamm aus den Bergen Richtung Stadt windet. Am Wochenende, sagt Herr Abbasi, ist halb Teheran hier unterwegs.
Ich erkunde die Stadt zu Fuß – und treffe Hellboy.
Stadtbilder, Parks, Häuser, Moscheen, Geschäfte, Bäume, die alten (nicht mehr benutzten) Abwasserkanäle, Autos, Mopeds, Menschen, Menschen, Menschen.
Links ein Kino, rechts ein Einkaufszentrum.
Wolkenfangen unter der Autobahnbrücke.
Auf drei Stockwerken zeigt das Reza-Abbasi-Museum persische Kunst aus mehreren tausend Jahren. Ich bleibe Stunden, schaue und staune.
Fitnessgeräte im Park.
Im Teheraner Bazar.
Der alte Bazar ist so riesig! Ich habe mich gleich am ersten Tag darin verlaufen. Der Blick an die Decke hilft nicht viel zur Orientierung, ist aber zumindest schön.
Auch nicht viel anders als das Wiener Donauzentrum.
Teheraner Graffiti.
Überall wird aufgebaut, umgebaut, abgebaut, verändert.
Das ist angeblich das Haus eines Möbelhändlers. Er verkauft Sofas.
Wikipedia weiß: Der Turm wurde zwischen 1969 und 1971 anlässlich des 2500-jährigen Jubiläums der iranischen Monarchie noch unter dem Namen Shahyad-Turm (übersetzt etwa „Denkmal der Schahs“) erbaut. Nach der Iranischen Revolution von 1979 wurde er in Azadi-Turm (Freiheitsturm) umbenannt.
Was den Verkehr betrifft, ist ganz Teheran „shared space“. Geht man über die Straße, ist es, als ob man am Wiener Gürtel bei Fließverkehr den Fuß auf die Fahrbahn setzt. Das Erstaunliche: Es funktioniert.
Am Vortag des Ashura-Festes wird auf den Straßen Essen verteilt, Tee, Kakao und Süßigkeiten. Im Bazar drückt man mir ein gerolltes dünnes Brot mit Kartoffelfülle in die Hand. Er sei froh, dass mich das Essen gefunden hat, sagt der Mann sinngemäß, als er merkt, dass ich keine Iranerin bin. Herr Abbasi, seine zwei Nichten und ich essen im Park.
Vor der Lesung in der Book-City trinken wir Tee, besprechen den Ablauf und werden fotografiert. Novin Lambert, er hat die Textpassagen auf Farsi übersetzt, und ich lesen im Wechsel. Danach gibt es ein Gespräch, viele Fragen aus dem Publikum und das Gefühl, an- und aufgenommen zu sein in dieser unglaublich vielfältigen Stadt.
Ich sehne mich nach Teheran, sobald es beim Heimflug unter mir liegt: ein nächtliches Geschmeide aus Gold und Smaragd.