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Der Täler Atem. Oben, im Fels, lehne ich einhundert Jahr‘. Was ist ein Jahr, was ist das: Ich? Ein Nichts. Ein: Alles.

Einen Schritt hab‘ ich gemacht. Jetzt lehn‘ ich da und weiß nicht, ob es das noch gibt, das Ich, ob es sich verloren hat, verlustig ging. Mit dem Schritt ins Leere fiel. Ins Höchste. Hohe.

Greifen wollt‘ ich, nach dem Seil vielleicht, und dann war es genau verkehrt: Mich hat’s ergriffen. Mit einer Macht, da gab es keinen Zweifel mehr. Ob man mit will oder nicht.

Jetzt lehn‘ ich da. Die Wange fest am Fels, hör‘ dem Berg beim Flüstern zu. Du, sagt er, dich gibt’s ja nicht. Du bist ein Berg, genau wie ich. Und tastet mit seinen Adern durch mein Ohr nach meinem Herz. Singt mir was vor, Steingeriesel, mit dem Geklirr von Eis versetzt, die kleinen Töne, die sich darüberlegen, das sind die Tropfen, wenn es schmilzt.

 

Kals, 2. November 2012 (c) Peschka
 
Auszug aus dem Text „Kalser Seelenwanderung“ (c) Peschka/Gemeinde Kals – entstanden für die Lesung „AlleSEELEN“, November 2012.